Direkte Muskelstimulation (DMS)

More is Possible, 25.03.2024

Die Therapie findet vor allem auf Strukturebene statt.

Ist bei einem Muskel aufgrund einer Rückenmarksverletzung (RMV) der neuromuskuläre Zugang vorübergehend oder dauerhaft unterbrochen, kann direkte Muskelstimulation dafür sorgen, dass der Muskel trotzdem erhalten und  sogar wieder aufgebaut werden kann.

Ein denervierter (vollständige oder partielle Unterbrechen von Nervenbahnen) Muskel atrophiert und dystrophiert - Die Muskelmasse bildet sich dramatisch zurück und wird durch Fett und Bindegewebe ersetzt. Diese degenerativen Vorgänge werden durch die besondere Art der Elektrostimulation hintangehalten und können bei regelmäßiger Anwendung sogar rückgängig gemacht werden. Die anzuwenden Parameter und Anwendungsprotokolle unterscheiden sich grundlegend von der neuromuskulären Stimulation (NMES) [1] - Grundsätzlich kann gesagt werden das bei der direkten Muskelstimulation, die Energiemenge mit welcher der Muskel stimuliert und somit zum kontrahieren gebracht werden soll, wesentlich höher sein muss als bei neuromuskulären Stimulation. Für die direkte Muskelstimulation sind, wie angesprochen, hohe Energiemengen, aber auch hohe Pulsweiten notwendig, um den Muskel zum Kontrahieren zu bringen - Dazu braucht es leistungsstarke Elektrostimulationsgeräte, welche sich von reinen, oder kombinierten NEMS/TENS-Geräten unterscheiden.

Summary_Direct Muscle Stimulation

Anwendung

z.B. der reine Aufbau, oder Erhalt von Muskelgewebe um z.B. am Gesäss. einem Dekubitus vorzubeugen

Muskelaufbau anderer denervierter oder teil denervierter Muskulatur

Mögliche Geräte findet ihr hier:

Falls ihr entsprechend stark atrophierte Muskulatur habt - nehmt mit eurem aktuellen oder ehemaligen Rehabilitationszentrum Kontakt auf - es besteht allenfalls die Möglichkeit so ein Gerät über eure Versicherung zu beziehen, wenn eine entsprechende Notwendigkeit nachgewiesen werden kann.

Es ist dringend anzuraten, bereits in der Frühphase nach Denervation (vollständige oder partielle Unterbrechen von Nervenbahnen) mit einem Erhaltungstraining zu beginnen und dieses regelmäßig anzuwenden. [1]

Faustformel für Direkte Muskelstimulation-Training:

  • min. 3x Direkte Muskelstimulation-Training 30-45min pro Woche für den erhalt der Muskulatur
  • 5x oder mehr  Muskelstimulation-Training 30-45min pro Woche für den Umbau des Gewebes mit anschließendem Aufbau der Muskulatur

Es werden vorzugsweise Schwammelektroden verwendet, welche jeweils vor dem anbringen auf dem zu trainierenden Muskel, feucht gemacht werden müssen - Wichtig: Training nur nach Bedienungsanleitung des Stimulation Geräts und in Absprache mit einem Therapeuten, der eine Ahnung von direkter Muskelstimulation hat. Die großen Energiemengen können bei falscher Anwendungen zu Verbrennungen oder anderen physiologischen Effekten führen. Bei richtiger Anwendung ist die Therapie jedoch absolut bedenkenlos möglich.

Trainingsziel kann die Gesunderhaltung der Muskulatur in Erwartung einer erhofften oder absehbaren Reinnervation (die Wiederherstellung der nervalen Versorgung (Innervation) nach erfolgter Denervierung) sein oder aber eine Umfassende Gewebeerhaltung als Dekubitusprophylaxe die regelmäßig anzuwenden wäre. [2]

Nützliche Links

Quellenangaben

[1] Funktionelle Elektrostimulation in der Neurorehabilitation, Thomas Schick, 2021.

[2] Carraro et. al 2005